Deutschland führt das AS4-Protokoll ein. Wie steht es damit?
Deutschland ist dabei, die Kommunikation im Stromsektor zu verändern. Wenn Sie im Spiel bleiben wollen, müssen Sie das AS4-Protokoll übernehmen.
Der liberalisierte europäische Elektrizitätsmarkt benötigt eine Vielzahl von Informationen, um zu funktionieren. Mit dem zunehmenden Anteil erneuerbarer Energiequellen werden das Management der Übertragungsnetze und die Gewährleistung ihrer Stabilität immer anspruchsvoller und erfordern einen intensiven Informationsaustausch zwischen Marktteilnehmern und Übertragungsnetzbetreibern. Die deutsche Gesetzgebung führt in diesem Jahr einen neuen Standard für die Datenkommunikation zwischen den Betreibern und den einzelnen Strommarktteilnehmern ein, und allen, die weiterhin auf diesem Markt tätig sein wollen, müssen sich darauf einstellen. Sie können sich die Arbeit erleichtern, wenn sie hochentwickelte Informationssysteme wie Lancelot und Enelane von Unicorn einsetzen.
Auf entwickelten Märkten ist es üblich, dass der größte Teil der vorgeschriebenen Kommunikation durch den elektronischen Austausch von Daten zwischen den Informationssystemen der verschiedenen Teilnehmer automatisiert wird. Mit Hilfe von Datennachrichten übermitteln die Teilnehmer dem Betreiber Diagramme über den geplanten Verbrauch, die Erzeugung und die Übertragung von Strom in benachbarte Übertragungsnetze. Auf der anderen Seite erhält der Händler vom Betreiber die Ergebnisse des Transaktionsabgleichs, der Abweichungsbewertung und vieles mehr, je nach Rolle des Marktteilnehmers. Diese Methoden, die zur Automatisierung der Kommunikation beitragen sollen, werden auch in Deutschland eingeführt.
Das AS4-Protokoll ermöglicht einen sicheren Nachrichtenaustausch
Im Kern geht es darum, dass die deutsche Stromwirtschaft von der bisherigen E-Mail-Kommunikation auf das modernere und sicherere AS4-Protokoll in der vom BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) definierten Variante umsteigt. Das AS4-Protokoll ermöglicht sichere Nachrichtenübermittlung über das offene Internet. Es basiert auf der EDI-Standardfamilie (Electronic Data Interchange) und ist in erster Linie für die B2B-Kommunikation (Business-to-Business) konzipiert. Das Protokoll legt fest, wie die Nachricht aussehen soll, ihre Struktur, die obligatorischen Parameter und die Anforderungen an die Verschlüsselungs- und digitalen Signaturalgorithmen.
Das AS4-Protokoll wird bereits in vielen europäischen Ländern für die Datenkommunikation im Bereich des Gashandels und -transports zwischen Marktteilnehmern, Fernleitungsnetzbetreibern und Speicherbetreibern verwendet, aber es wird das ältere ENTSOG-Profil verwendet, das insbesondere in Bezug auf die Anforderungen an digitale Zertifikate weniger streng ist.

Die Einführung von AS4 erfolgt in zwei Wellen
Ab 1. April 2024 ist der neue Standard für Geschäftsprozesse verpflichtend (MaKo) auf der Grundlage von EDIFACT-Meldungen. „Für unsere Kunden, die in der Regel Stromhändler sind, sind diese Datenmeldungen eher marginal, aber sie müssen in der Lage sein, die Meldungen zu verarbeiten, sonst können sie vom deutschen Markt ausgeschlossen werden. „, erklärt Unicorn-Experte Libor Jirsák.
Ein weitaus wichtigerer Teil der Kommunikation sei das so genannte Scheduling, bei dem die Marktteilnehmer den Netzbetreibern regelmäßig aggregierte Transaktionen (Verbrauch, Lieferung oder Übertragung von Strom) mit einzelnen Gegenparteien melden. Wenn diese Nachrichten nicht zuverlässig ausgetauscht werden, droht den Beteiligten ein großer wirtschaftlicher Schaden. In diesem Gebiet beginnt in Deutschland im Herbst die Anwendung des AS4-Protokolls. Ab dem 1.12.2024 ist die Kommunikation über AS4 obligatorisch, der Zeitraum 1.10.-30.11. ist ein Parallelbetrieb für die Umstellung vom alten auf das neue Kommunikationsformat.
Der neue BDEW-Standard bringt strenge Regeln nicht nur für die Kommunikation zwischen den Teilnehmern mit sich, sondern auch für das Verfahren zur Erlangung von Zertifikaten. Neuerdings muss jeder Teilnehmer drei Zertifikate (TLS, Verschlüsselung, e-Signatur) ausschließlich von einer Zertifizierungsstelle erwerben, die im Rahmen der deutschen SM-PKI-Zertifizierungsinfrastruktur akkreditiert ist.
Das Verfahren zur Erlangung der Bescheinigung istkognitiv komplexer. Für den Antrag selbst und das gesamte Verfahren gelten strenge Vorgaben, die recht kompliziert sind und eine Reihe von technischen Aspekten umfassen. „Nach unserer Erfahrung hat ein Laie keine Chance, in diesem Bereich Fuß zu fassen. Aufgrund der spezifischen Formatanforderungen für die Zertifikatsanforderung kann dies selbst für jemanden, der Erfahrung mit gängigen CAs hat, eine Komplikation darstellen.“ sagt Jirsák.
Für Unternehmen wird es sich seiner Meinung nach definitiv lohnen, fachkundige Hilfe von einem IT-Unternehmen in Anspruch zu nehmen, das Erfahrung mit der AS4-Zertifizierung hat und Sie durch den Prozess führen kann. „Wir empfehlen, alles im Vorfeld zu klären, denn neben den technischen Hürden muss der Teilnehmer auch einige administrative Aufgaben erledigen, wie z.B. einen Vertrag mit einer akkreditierten CA abschließen, eine Gebühr zahlen und die Marktpartner-ID nachweisen“, kommentiert Libor Jirsák die Dauer des Verfahrens.
Das Enelane-Modul übernimmt die Kommunikation automatisch
Auch mit dem neuen Zertifikat ist der Kampf noch nicht gewonnen. Das erhaltene Zertifikats-Triple muss dann für die Kommunikation mit den einzelnen deutschen Betreibern (TSOs) korrekt eingerichtet werden, um bilateral über das AS4-Protokoll kommunizieren zu können. Auf Kundenseite muss für die elektronische Signatur und die TLS-Kommunikation ein eigenes Zertifikat eingerichtet werden, während für die Verschlüsselung das Zertifikat der jeweiligen Gegenpartei (TSO) erforderlich ist. Beispielsweise wird das System Lancelot von Unicorn standardmäßig ergänzt um das Kommunikationsmodul Enelane, wobei die Kommunikation über das AS4-Protokoll nach dem BDEW-Standard erfolgt, das nativ unterstützt wird. Nach der Erstkonfiguration ist der gesamte Kommunikationsprozess automatisiert.
Enelane hat den zusätzlichen Vorteil, dass es die Datenkommunikationin verschiedenen Formaten und Protokollen in ganz Europa verwendet. Der Informationsaustausch im europäischen Elektrizitätssektor ist technologisch stark fragmentiert. „Das von den meisten europäischen Übertragungsnetzbetreibern verwendete XML-Meldungsformat basiert auf den von ENTSO-E veröffentlichten Standards. Die Technologie für den Austausch der Datennachricht und die Version des verwendeten Standards sind jedoch in der Regel von Land zu Land unterschiedlich. Unsere Produktlösungen Lancelot ETRM und Enelane werden ständig im Einklang mit neuen Markttrends weiterentwickelt und können zuverlässig mit jedem Protokoll umgehen“, sagt Libor Jirsák.